Der Begründer des Therapeutischen Schmiedens, Sigurd Lucht, beschreibt die Methode folgendermaßen:
"Wenn hier von Schmieden die Rede ist, so ist damit tatsächliches Schmieden gemeint. Die Teilnehmerin oder der Teilnehmer stehen in einer wirklichen Schmiede am Amboß und schmieden an einem Stück Eisen, das vorher in der Schmiedeesse glühend gemacht wurde. An diesem handwerklichen Tun, unter fachkundiger Anleitung, sind nicht nur die Hände (Hand-Werk) und das Auge beteiligt, sondern der ganze Mensch. Mit dem formenden Hammerschlag kommen Kräfte ins Fließen, die Körper, Geist und Seele erfassen.

Der Umgang mit dem Feuer, glühendem Eisen, Hammer und Amboß regt in uns schöpferische und heilende Kräfte an, die zur Ganzheit von Körper-Seele-Geist drängen. Das ist Therapie im weitesten - klassischen - Sinn: dieses Heil werden, Vollständig werden, dieses Sich-wieder-finden im Tun. In diesem Tun kann sich möglicherweise auch zeigen, wo wir uns selbst behindern. Vielleicht im Übereifer, im angedrillten Perfektionismus, in Atemlosigkeit oder der Angst vor dem richtigen Zuschlagen.
Deshalb gehört es in dieser Arbeit dazu, dass wir von Zeit zu Zeit innehalten, verbunden mit Atem- und Lockerungsübungen in uns einspüren und uns darüber austauschen, was uns die Arbeit jeweils gebracht hat. Dadurch wecken wir das Gespür für unsere innere Wirklichkeit, unsere Tiefenkräfte, die gelebt werden wollen. So lässt sich wohl sagen: Indem wir an unserem Werkstück schmieden, schmieden wir an uns selbst - im übertragenen Sinne: Jeder ist seines Glückes Schmied!"

Das Therapeutische Schmieden spricht alle Sinne an. Durch das handwerkliche Arbeiten wird die eigene Befindlichkeit erlebbar und durch das entstehende Werkstück auch sicht- und fassbar. Ähnlich wie in anderen Kreativtherapien. Wir arbeiten zudem mit Hilfe der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft, wobei besonders dem Feuer die transformierende Kraft zugesprochen wird. In der Tiefenpsychologie nach C.G. Jung steht das Feuer symbolisch für Verwandlung und Wiedergeburt und als archetypische Urform für Energie (vgl. C.G. Jung "Der Mensch und seine Symbole" 1988, S. 296; "Archetypen" 1990, S.35).

Hier überschneidet sich das Therapeutische Schmieden mit der Atem- und Körperpsychotherapie, in der der Atem als ursprüngliche Lebensenergie betrachtet wird. Sigurd Lucht: "Die vierte Besonderheit des Raumes liegt in dem alchemistischen und mythologischen Aspekt. Jede/r, die/der an der Esse steht und das Eisen zum Glühen bringt, nimmt an dem sich im Eisen vollziehenden Umformungsprozess - von der Starre zur Formbarkeit - teil und ist dem Aufruf zur Um- und Selbstformung ausgesetzt."